Die trauen sich was! Denke ich mir im Corona-Jahr 2020 beim Blick auf die Speisekarte in einem Lokal in Visp, im Walliser Rhonetal. Hier wird Cholera als regionale Spezialität aufgeführt. Das macht neugierig, wird bestellt und vom Service ausgiebig annonciert. So weiss ich nun, dass dieses kulinarisch anspruchslose Gericht aus der Zeit stammt, als im Land die Cholera wütete. Damals durften Cholerakranke ihr Haus nicht verlassen. Das klingt auch heute wieder bekannt. Lieferando war noch nicht erfunden und so wurde zusammengemengt, was noch im Haus vorhanden war. Käse, Brot und etwas Gemüse. Geschmacklich würde ich ein echtes Walliser Raclette, diesem Gericht epidemischen Ursprungs immer vorziehen. Insbesondere weil die Restaurantvariante mit fadem Blätterteig arbeitet. Trotzdem ein humorvoller und lässiger Umgang mit einer echten Menschheitsplage. So wäre es doch schön, wenn wir das Wort Corona in naher Zukunft nicht mehr in jeder Schlagzeile lesen, sondern allenfalls dort, wo es nie unangenehm aufgefallen ist, in der Getränkekarte beim Mexikaner. Ich wünsche euch allen ein Prosit Neujahr!